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Allgemeine Fragen

Fragen zum Schreiben

Der Lösung des Schmerzproblems können wir uns auf verschiedenen Ebenen annähern:

  • Kräftigen/üben

  • Aufwärmen

  • Erholen

  • Psychosomatik

  • Symptome abklären/Medikation

  • Material und Haltung überprüfen

  • Sich locker schreiben

  • Alternativen

 

Hier der Reihe nach:

Kräftigen/üben

Wenn wir schon lange nicht mit der Hand geschrieben haben, kann es tatsächlich sein, dass die Muskeln, die wir zum Schreiben brauchen, keine Kraft haben und schnell ermüden. Es kann auch sein, dass die „falschen“ Muskeln arbeiten und Verspannungen produzieren. Die Finger lassen sich mit Hilfe von Stress-Bällen (die man knetet) kräftigen. Es gibt auch Geräte, die Kletterer und Musiker verwenden (z.B. dieses oder dieses oder auch den Power-Ball, der das Handgelenk und die Sehnenscheiden mit mobilisiert).

Auch das Schreiben selbst ist Übungssache und wird leichter, je öfter wir es machen: Schreibzeiten steigern, anfangs immer wieder Pausen machen, bis die Kondition steigt.

Insgesamt könnten Schmerzen beim Schreiben ein Hinweis sein, dass wir auch bei geistigen Tätigkeiten gut auf unseren Körper achten und ihn nicht „vergessen“ sollten. Der Körper darf mitreden. Auch, wenn er nach einer Pause verlangt.

 

Aufwärmen

Ja, Schreiben ist Arbeit – nicht nur für Hirn und Seele, sondern auch für die Hand. So, wie sich Sportler aufwärmen, können auch wir uns auf das Schreiben vorbereiten: Schultern kreisen, das Becken kreisen/mobilisieren (damit sich die Schultern nicht verspannen), Fäuste machen und die Finger wieder öffnen, die Finger gestreckt mit der anderen Hand nach hinten dehnen, die Hände massieren und die Handinnenflächen ausstreichen (vielleicht mit wohlduftender Handcreme), auch die Handgelenke nach hinten (über-)dehnen. So lange, bis es gut prickelt. Und am besten zum Schluss noch einmal die Schultern kreisen.

 

Erholen

Auch zwischendurch können solche kleinen Dehnungen und Massagen gut tun und für Entspannung sorgen. Zum Beispiel nach jeder geschriebenen Seite. Oder immer nach drei Minuten. Kleine Zeitfenster sind gut – da merkt man, was sich verändert: Vielleicht sind drei Minuten zuerst schon das Maximum, bald kommen sie einem sehr kurz vor.

Wenn man über schwierige Themen schreibt, kann es auch sinnvoll sein, sich psychisch zu erholen. Zwischendurch eine Runde um den Häuserblock gehen – da kommen neue Ideen, Gefühle können sich setzen und emotionale Anspannungen kommen wieder in Fluss.

Ein bewährter Rhythmus von Profis ist: 33 Minuten schreiben, dann 10 Minuten „buchstabenfreie Zeit“, dann wieder 33 Minuten schreiben …

Für Dich vielleicht: 10 Minuten schreiben, 10 Minuten Pause, noch einmal 10 Minuten schreiben.

 

Psychosomatik

Deinen Muskeln ist es vermutlich nicht ganz egal, worüber Du schreibst. Manche Themen verspannen Dich mehr, andere weniger. Welche was bewirken, lässt sich nicht immer vorhersagen. Es kann sein, dass Du Dich besonders da verspannst, wo es „leicht“ sein soll oder „glücklich“. Erwartungen und Ansprüche an uns selbst lassen unsere Muskeln eben versteifen, das ist ok – und eigentlich sehr spannend: Wobei verkrampfe ich mich besonders? Und welche „Zauberwörter“ und „Zaubersätze“ können mir das Schreiben wieder leichter machen?

Eine Kursteilnehmerin hat erzählt, dass sie zwischendurch einzelne Worte schreibt, die sie leicht machen. Oder auch einmal nur einzelne Worte. „Leicht“. „Froh“. „Feder“. „Tanz“.

 

Symptome abklären/Medikation

Psyche und Körper arbeiten zusammen – und oft sind körperliche Symptome Ausdruck der Seele. Es kann sich aber auch um rein physiologische Probleme handeln: Entzündungen, abgenutzte Gelenke, Spätfolgen von Stürzen … – klar kann auch das, wenn man genau hinschaut und es so sehen will, psychische Hintergründe haben. Aber das Schöne an der Psycho-Somatik ist: Heilung kann auch vom Körper ausgehen. Also, warum nicht: Traumeel schmieren oder Pferdewasser oder Voltaren? Warum nicht einmal zum Orthopäden gehen? Oder das Handgelenk eine Weile mit einer Fasche stabilisieren?

 

Material und Haltung überprüfen

Stift, Papier, Schreibunterlage. Das ist das äußere Handwerkszeug der schreibenden Zunft. Zu harte Stifte können zu Verspannungen führen. Schmierige Stifte (Füller, Tintenroller) auch, wenn man sich verkrampft, weil man nicht schmieren will. Zu dicke Hefte – oder Hefte mit großer Spiralbindung – führen dazu, dass das Handgelen in der Luft hängt, statt auf dem Papier zu ruhen. Man muss die Hand heben. Das ist natürlich auf Dauer anstrengend.

Für Linkshänder gibt es eigene Schreibunterlagen, die den idealen Winkel des Blattes anzeigen. Auch Rechtshänder können herumprobieren: Vielleicht hilft es, das Heft/das Blatt ein wenig schief zu legen?

Frage Dich auch, ob Du lieber am Tisch schreibst oder am Sofa oder am Boden. Lehnst Du Dich gerne an? Wo ruht Dein Heft? Hast Du eine harte Unterlage für das Papier oder wabbelt es beim Schreiben? Was kannst Du tun, um möglichst wenig halten oder heben zu müssen?

 

Sich locker schreiben

Über das Aufwärmen der Hand haben wir und schon Gedanken gemacht. Wir können aber nicht nur unsere Muskeln und Sehen aufwärmen, sondern auch unsere Schrift – und sogar unsere Inhalte.

In Kalligraphiekursen wird die Hand mit Schwungübungen aufgewärmt: da schreibst man nicht gleich, sondern macht Kringel und Bögen und Zickzacklinien. Ausufernd und dann klein und fein. So kannst Du Hand, Stift und Papier gemeinsam aufs Schreiben vorbereiten.

Inhaltlich aufwärmen können wir uns durch Brainstorming, durch Stoffsammlungen, durch Wortspiele, durch Malen, Kritzeln, Kringeln und durch ermutigende Sätze. Ich schreibe mir vor dem Schreiben gerne „Metta-Texte“, in denen ich mich dem, was ich schreiben will, liebevoll annähere. Solche Texte beginnen oft mit: „Wenn das Schreiben ganz leicht, wie von selbst ginge, würde ich heute …“

Besonders locker bin ich beim Schreiben, wenn ich nicht sehe, was ich schreibe. Ich kann auf schwarzes Papier schreiben. Oder – wenn die Seite voll ist – wieder links oben zu schreiben beginnen, und dann noch einmal, immer übereinander. Ich kann auch mit geschlossenen Augen schreiben – und dabei gut auf meine Körperempfindungen und Verspannungs-Felder achten.

Auch das Schreibtempo ist interessant: Wie langsam darf ich schreiben? Wie schnell? Wie locker? Wie hässlich? Wie hastig und leicht? Welche Art des Schreibens erlaube ich mir, wenn ich nicht schön und nicht „brav“ schreiben muss?

 

Alternativen

Wenn die Hand einmal zu weh tut, kann man auch den Text diktieren. Bei Word (am PC) gibt es eine halbwegs verlässliche Diktat-Funktion. Noch besser funktioniert das Programm Dragon Diktate. Eingesprochene Texte (die man zum Beispiel auf online-voice-recorder.com aufnehmen kann) kann man sich auch über ein Transkription-Programm verchristlichen lassen. Ich empfehle das Programm Sonix.ai.

Reden statt schreiben ist nicht jedermanns Sache. Ich zum Beispiel kann das gar nicht. Was ich aber kann: So tun, als würde ich schreiben (unleserlich kritzeln) und dazu reden, als würde ich beim Schreiben mitreden. So habe ich schon ganze Vorträge „geschrieben“, wenn ich zu blockiert war, um loszuschreiben.

 

Zuletzt: tanzen und spazieren gehen

Es gibt Forschungen, die gezeigt haben: Das Schriftbild eines Menschen entspricht seinem Bewegungsmuster beim Tanzen. Je verkrampfter wir bei der freien Bewegung sind, um so verkrampfter ist auch unsere Schrift – sagen diese Studien. Man kann also auch bei Tango und Salsa das Schreiben trainieren. Und sammelt dabei obendrein Lebens-Geschichten und neue Erfahrungen, über die sich das Tagebuch freut.

Mehr ist oft leichter als wenig.

Es kann ja, ganz realistisch, nicht wirklich daran liegen, dass man nie 5 Minuten Zeit hat. Die Menge der Zeit ist nicht das wahre Problem. Woran es oft scheitert, ist der Übergang – vom „Leben“ ins Schreiben. Vom Haushalts- oder Büro-Modus in die Muße des Tagebuchschreibens. Wenn wir uns sagen „Ich will mir 5 Minuten Zeit nehmen“, kann es sein, dass unsere innere Trägheitskraft sagt: „Was, für 5 Minuten soll ich die Mühsal des Modus-Wechsels auf mich nehmen? Verzichte!“ Deshalb kann es paradoxerweise einfacher sein, sich ab und zu 30 Minuten Zeit zu nehmen als jeden Tag 5 Minuten.

 

Trotzdem schreiben

Für ganz kurze Schreibereien (in denen ich mir meistens gern beweise, wie viel es bringt, 5 Minuten zu schreiben) suche gerne nach Momenten, in denen ich echt überhaupt keine Zeit zum Schreiben habe. Oder in denen es „echt nicht geht.“ Zum Beispiel wenn ich in der Straßenbahn sitze. Oder im Auto. Oder wenn mein Kind gerade an meinem Rockzipfel hängt und jede Zehntelsekunde etwas von mir braucht. Oder wenn ich gerade stinkesauer auf irgendjemanden bin. Ich habe mir angewöhnt, in solchen Momenten erst recht zu schreiben. (Natürlich nicht während des Autofahrens, aber es gibt ja Parkplätze).

Ein Satz von Viktor Frankl passt dazu: „Man muss sich von sich selbst nicht alles gefallen lassen.“ (Bitte sagt diesen Satz nur zu Euch selbst und nie zu anderen.)

 

Zufallsgenerator

Wie findest Du Momente, in denen „es gerade gar nicht geht“? Zum Beispiel, indem Du Dir einen Zufallsgenerator-Wecker am Handy installierst. Es gibt die App „Mindfulness Bell“ fürs iPhone. Bei Android kenne ich mich nicht aus, aber wenn Du „Random Alarm“ suchst, bekommst Du viele Apps zur Auswahl.

 

Habit Stacking

Weil die Übergänge (vom Reagieren/Funktionieren/Getriebensein in den Ritual-Selbstfürsorge/Langsamkeitsmodus) das Schwerste sind, lohnt es sich, verschiedene Rituale fix miteinander zu kombinieren. „Regelmäßig schreiben“ könnte dann heißen: nicht jeden Tag einmal, sondern immer nach dem Yoga-Morgengruß.-Oder immer vor dem Zähneputzen. Immer, wenn die Badewanne einläuft. Oder immer, nachdem ich die Hälfte des Geschirrspülers ausgeräumt habe.

 

Immer, wenn…

Nicht nur äußere Handlungen/Rituale könnten Auslöser für solche „immer, wenn…“s sein. Auch innere Zustände können uns zum Immer-wenn-Schreiben rufen. Immer, wenn ich Stress habe und mir alles zu viel wird. Immer, wenn ich mich nicht aufraffen kann. Immer, wenn ich wütend bin… schreibe ich 5 Minuten.

 

Identität

Jede Tätigkeit, die wir uns verordnen, läuft Gefahr, zu einem Punkt auf der To-Do-Liste zu werden. Das Tagebuch gehört da (bitte) nicht hin. Wie können wir das verhindern? Indem wir nicht denken: Ich möchte jeden Tag 5/10/15 Minuten schreiben. Sondern indem wir uns denken: Ich möchte 5/10/15 Minuten am Tag ein spielendes Kind sein. Oder eine Nonne, ein Mönch. Oder eine Autorin, ein Autor. Oder eine superneugierige Neugierdsnase. Such Dir eine Identität aus, die zu Deinem Schreiben passt. Und wenn Du in dieser Zeit dann nicht schreibst, sondern etwas anderes Neugieriges/Spirituelles/spielerisches tust, ist es auch wunderbar.

 

Überfordere Dich nicht

„Ich möchte ab jetzt jeden Tag schreiben.“ Puh, das klingt nach Pflicht. Mich würde das überfordern. Zugleich weiß ich, dass alle Zeiten, in denen ich täglich geschrieben habe, wertvolle Zeiten waren. Und diese täglichen Tagebucheinträge lese ich auch heute noch gern. Nimm Dir nicht zu viel vor. Gerne mal täglich, aber nicht „ab jetzt“, sondern erst einmal ein Monat lang. Das ist eine „Challenge“, die Du schaffen (und hinterher evaluieren) kannst.

 

Was hindert Dich?

Noch ein paradoxer Zugang: Schreibe täglich darüber, was Dich gerade am Schreiben hindert – innen und außen. Sei neugierig. Sei Dir nicht bös für all diese Hürden. Wenn Du sie genau anschaust und Dich ihnen widmest, liefern sie Dir wertvollen Erkundungs-Stoff für die Zeit, in der Du dann wirklich schreibst.

 

Vorfreude

Es gibt Autor*innen, die beenden ihr Schreiben immer mitten im Satz. So sitzen sie am nächsten Tag nicht vor dem berühmten „leeren Blatt“, sondern können nahtlos da fortsetzen, wo sie am Vortag aufgehört haben (und der Schwung kommt gleich wieder). Ich habe mir bei meinen Büchern oft am Ende einer Schreibzeit einen Absatz in rot geschrieben, in dem ich einen Plan für die nächste Schreib-Einheit gemacht habe (worüber ich als nächstes schreiben will).

Das kannst Du im Tagebuch auch machen: Schreib Dir am Ende einer Einheit auf, worüber Du beim nächsten Mal schreiben könntest oder worauf Du Dich schon freust, wenn Du das Tagebuch zum nächsten Mal öffnest.

 

Zuletzt: Schreiben ist kein Musikinstrument! Du musst nicht täglich schreiben! Du darfst mit 55 einen Satz schreiben und den nächsten mit 63. Und auch das ist in Ordnung! Du wirst nicht schlechter im Schreiben, wenn Du nicht schreibst.

(Und trotzdem sind Zeiten, in denen man öfter mal schreibt, einfach schöne Zeiten mit sich selbst).

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