Erinnerst Du Dich auch nicht gut?
Kürzlich habe ich am Ende einer Einheit meines Mittwochs-Zoom-Kurses noch ein wenig Zeit zum Plaudern gehabt. Weil ein paar meiner Teilnehmerinnen vorher Fragen zu aktuellen Live-Seminaren gestellt hatten, habe ich die Gelegenheit genutzt und von meinen derzeitigen Projekten erzählt – vor allem über den Kurs „Papierflugreise zu mir selbst“ und den großen biographischen Onlinekurs, den ich gerade entwickle (tatsächlich ist er fast fertig).
Mittendrin hat eine Teilnehmerin aufgezeigt, „Darf ich was fragen?“ – Klar. „Ich kann mich an gar nichts aus meiner Kindheit erinnern. Und auch sonst an recht wenig. Könnte das biographische Schreiben trotzdem etwas für mich sein?“
Ich habe ja gesagt. Unbedingt.
Aber nicht nur das: Ich habe ihr erzählt, dass ich selber auch so eine bin. Eine, die eigentlich ganz wenige Erinnerungen hat. Eine, die viel vergisst. Eine, die schwer Zugang zu vergangenen Erlebnissen findet.
Ehrlich?
Schon komisch, gell? Immerhin bin ich Memoir-Autorin von Beruf. Wie geht das zusammen?
Sehr gut geht das zusammen. Denn vielleicht bin gerade ich Memoir-Autorin, weil ich es so genieße: dass beim Schreiben so viele Erinnerungen wiederkommen.
„Ich kann mich an nichts erinnern“
Das heißt oft etwas wie: Ich finde den Schlüssel nicht, der mir die Tür zum Raum meiner Erinnerungen aufsperrt. Den Raum gibt es trotzdem. Das beweise ich mir regelmäßig – und auch meine Teilnehmer*innen machen diese Erfahrung. Es gibt den Raum. Es gibt die Schlüssel. Das Schreiben gibt uns viele dieser Schlüssel an die Hand.
Eigentlich ist es ja gut, dass wir uns nicht ständig an alles erinnern.
Denn unser Hirn hat ja ein paar eigenartige Software-Programme installiert – aus der Steinzeit. Sie merken sich „Gefährliches“ besser als Schönes. Sie hängen an vergangenem Leid. Und sie wiederholen gern Schleifen.
Verdrängen zu können, ist – sagt die Psychologie – eine lebensnotwendige Ressource. Nach Traumen ist es (erst einmal) schlau von unserer Psyche, dass sie verdrängt und vergisst.
Dabei werden dann halt auch viele schöne Erinnerungen unter die Bettdecke des Bewusstseins geschoben. Ich zum Beispiel habe fast alles vergessen, was mit meinen Leben in Sankt Marein bei Graz zu tun hat (wo ich mit meiner Familie lebte). Namen von lieben Menschen. Anekdoten aus dem Kindergarten, aus der Nachbarschaft. Ich finde dort Wege nicht mehr. Und wenn mich bei Besuchen jemand auf der Straße anspricht, frage ich „Kennen wir uns?“.
Und dann ist ja da auch noch der Alltag.
Nicht immer ist es ein Trauma, das unsere Erinnerungen ins Unbewusste verschiebt. Auch das Rauschen des Alltags ist lauter als die leisen Lieder, die die Vergangenheit summt.
Dazu kommt noch so eine Spezialität des Gehirns: Es erinnert sich vor allem an Dinge, die unserem gegenwärtigen Gefühlszustand (oder „State of Mind“) entsprechen. Wenn wir gerade gestresst und voll Angst sind, erinnern wir uns kaum an Sommerurlaube, die Muße der Kindheit oder an kleine Wunder-Momente.
In Seminaren, wenn wir an schönen Orten schreiben, gut versorgt werden und aus dem Alltag raustreten, kommen solche Erinnerungen wieder. Und auch zu Hause, wenn wir uns ein Schreibritual erschaffen, das dem Körper und dem Hirn Sicherheit, Ruhe und Freude signalisiert, kann die Tür leichter aufgehen.
Ein wichtiges „Aber“
Trauma. Alltagstrubel. Es gibt noch einen dritten Aspekt, der das Erinnern erschwert. Mit ihm beschäftige ich mich im Augenblick sehr intensiv.
Viele meiner Teilnehmerinnen sind sehr weise, sehr reife Frauen. Präsent, in ihrer Mitte, gut im Leben verankert. Falls sie Traumen erlebt haben, haben sie diese schon gut integriert. Und Alltagsstress ist für viele auch kein großes Problem.
Viele von ihnen meditieren regelmäßig. Gehen mit dem Hund spazieren. Gießen den Garten. Sie beherrschen das, was viele anstreben: im Hier und Jetzt präsent zu sein.
Was bringt das Erinnern?, fragen sie sich. Oder: fragt sich ihr Kopf. Der glaubt, dass im Raum der Vergangenheit doch nur alles aufgewühlt wird, alte Wunden aufreißen oder unnötig in dem gekramt wird, was Gott sei Dank Vergangenheit ist.
Das Jetzt. – Vergangenheit – Zukunft.
Wie wirkt das zusammen?
Darüber grüble ich derzeit sehr viel. Denn auch ich suche im Moment das Da-Sein im Jetzt.
Seit einiger Zeit beschäftige ich mich (so richtig, täglich zwei Mal) mit den Inhalten und Meditationen von Dr. Joe Dispenza. Ich weiß nicht, ob Du ihn kennst – große Empfehlung, zum Beispiel hier.
Joe Dispenza ist Wissenschaftler, er untersucht mystische Phänomene und bricht sie auf Hirchemie, Hirnscans und biologische Prozesse herunter. Sein Anliegen: diese Erfahrungen für alle Menschen zugänglich zu machen. „Ein neues Ich“ (so der Titel eines seiner Bücher) kann man sich in vier Wochen erschaffen. Ganz schön spannend. Gar nicht „eso“ (im abgehobenen Sinn). Ich kann aus eigener Erfahrung bestätigen: Es funktioniert. In meinem Leben tut sich unglaublich viel, seit ich hierzu meditiere.
„Hör auf, dich über deine Vergangenheit zu definieren und sie zu reinszenieren.“
Das sagt Joe Dispenza. Und das sagen viele Weisheitslehrer. Löse Dich von Deinen Konditionierungen. Von Deinen Anhaftungen. Von Deiner Vergangenheit.
Ist es also absurd, was wir da tun?
Über Erinnerungen, über Vergangenes schreiben?
Gar ein Buch schreiben über schlimme Ereignisse aus unserem Leben (und deren Überwindung)?
Ist es kontraproduktiv – oder Zeitverschwendung, weil wir uns doch lieber dem Jetzt und der Zukunft zuwenden sollten?
Ja, diese Fragen habe ich mir in letzter Zeit ganz ehrlich manchmal gestellt.
Andererseits sitzen ich gerade täglich an den Aufnahmen für meinen biographischen Online-Lehrgang. Da rede ich nicht nur über Theorie, da biete ich nicht nur Übungen an, sondern ich mache die Übungen auch selber. Als Beispiel für meine Teilnehmenden. Und ich merke: das macht mich glücklich.
Nicht „Vertrautheits-glücklich“, im Sinne von: das Wiederkäuen von Bekanntem fühlt sich leider gut an, obwohl es uns nicht weiterbringt. Sondern wirklich glücklich, im Sinne von: Ich kann gestalten. Erschaffen. Ich kann mich neu sehen (und auch meine Welt).
Klar wäre es schlecht, sich beim Schreiben zu suhlen, in Groll, Ohnmacht und vergangenen Schmerzen.
Aber die Gefahr, dass das passiert, ist relativ klein.
Studien und Erkenntnisse
James Pennebaker („Heilung durch Schreiben“) hat zum Beispiel ein Experiment gemacht, dessen Ergebnis war: Wir können nicht drei Tage hintereinander auf gleiche Weise über etwas Vergangenes schreiben. Vom ersten bis zum dritten Text entwickelt sich was. Andere, positivere Aspekte rutschen (oft unbemerkt) in den Text. Die Perspektive wird größer. Es werden Dinge neu in Relation gesetzt, neu gewichtet.
Verena Kast („Was wirklich zählt, ist das gelebte Leben“) schreibt über die Ziele der Lebensrückblicks-Therapie: Noch einmal auf das vergangene Leben schauen und „Ausreißer“ finden. Jene kleinen Ereignisse, die nicht der Geschichte entsprechen, die wir uns ständig über uns und unser Leben erzählen. Blitzlichter finden, bei denen wir „anders“ waren – glücklich, geborgen, stolz, eigenmächtig.
Ihre Erfahrung: oft reicht eine einzige „neue“ Erinnerung, um das Leben in neuem Licht sehen zu können. So eine Erinnerung ist ein Keim, um den sich ein neuer Kristall formiert. Ein neues „Ich“-Bild – nicht (unbedingt) alsErsatz für das alte, aber als Ergänzung. „Ich bin ja auch so“, kann man dann sagen.
Meine Erfahrung
Ich selbst habe bei meinem Buch „Vier minus drei“ vor allem diesen Aspekt erlebt: Meine Geschichte hat Form bekommen. Ich habe sie durchgearbeitet, durchgekaut, durchgefühlt – schreibend und parallel in therapeutischer Begleitung. Sie tobt nicht mehr wirr in mir herum, sondern sie hat einen Platz. In meinem Buch. Das macht mich frei, um weiterzugehen.
Das „Ich bin ja auch anders“, von dem Verena Kast erzählt, passiert ganz vielen Teilnehmenden in meinen Kursen. So viele Strahelgesichter habe ich vor meinem inneren Auge. Ich kenne so viele Menschen, die sich nach ihrer ersten Papierflugreise stark verändert haben, sie wurden mutiger, kreativer, frecher – und auch ruhiger. Nicht mehr zerrüttelt von den vielen Geschichten in ihrem Kopf, sondern innerlich klar. Weil die Geschichten ihren Platz gefunden haben. Auf dem Papier.
Präsent in der Erinnerung
Das Hauptproblem mit unserem Denken ist gar nicht unbedingt, dass es zu viel in der Vergangenheit ist, statt in der Gegenwart. Das Hauptproblem ist ein anderes: dass das Denken sich – auch im Jetzt – gerne verzettelt, zerstreut. Joe Dispens nennt das: Inkohärenz.
Meistens sind wir mit einem Teil unseres Denkens im Gestern, mit einem anderen Teil bei unseren ToDos und mit einem winzigen Teil im Jetzt (vielleicht).
Wer sich hinsetzt, um im Jetzt zu meditieren, kennt das sicher: dass das Denken abdriftet zu den Agenden des Tages, zu Sorgen, zu Ängsten, zu Ideen und Plänen. Unser „Wachsamkeit-Hirn“ möchte halt für alles gewappnet sein, falls gleich etwas passiert.
Wenn wir über Erinnerungen schreiben, schaffen wir Kongruenz: Wir sind ganz anwesend in der vergangenen Erfahrung. Mit allen Sinnen. Mit allen Gefühlen. Das Gute an der Präsenz in der Vergangenheit: Hier sind wir nicht von Zukunftsängsten abgelenkt. Denn wir wissen ja schon, was nachher kam – und dass wir es überlebt haben.
Insofern ist das biographische Schreiben eine gute Übung im Präsent-Sein. Das Gefühl des „Ich bin ganz da“ merkt sich der Körper und kann es dann auch auf die Gegenwart übertragen. Das merke ich oft in den Mittagspausen der Seminare, wenn Menschen in der Sonne sitzen, still, und einfach genießen.
Vertrauen
Joe Dispenza erzählt in seinen Vorträgen sehr viele Fallgeschichten. Und er ermuntert Teilnehmer*innen, selbst von ihren Erfahrungen zu erzählen. Der Effekt, der sich dabei einstellt: Andere Teilnehmer*innen denken: Wenn der/die das kann, kann ich das auch.
Ich habe erst gestern ein Beispiel gehört von einer Frau, die zweieinhalb Jahre lang meditiert und sich von einer unheilbaren, sehr schlimmen und seltenen Krankheit geheilt hat. Im Publikum hörte das eine Frau, die dieselbe Krankheit hatte. Sie hat die Heilung dann in vier Monaten geschafft – weil sie das Vorbild hatte.
Wenn wir biographische Texte über schwierige Themen schreiben, können wir anderen zum Vorbild werden: Man kann das schaffen. Man kann das erleben und nicht zerbrechen – ja, sogar daran wachsen. In diesem Sinne ist das schreiben ein Dienst, eine Gabe an andere.
Aber auch für uns selbst ist so ein Text eine Vergewisserung, eine Erinnerung, die hält: Ich kann das. Durchgehen. Nicht verbittern. Wieder neu aufstehen. Dieses Vertrauen, diesen Beweis nehmen wir mit auf den Weg in die Zukunft.
Mehr dann je
Mehr denn je bin ich also überzeugt, dass das (auto)biographische Schreiben Sinn macht und zu einem guten Leben (auch im Jetzt und in Zukunft) beitragen kann.
Meine Beschäftigung mit Meditation, mit dem Jetzt und dem Fühlen der Zukunft inspiriert mich vor allem dazu, das Schreiben zu ergänzen. Durch weitere Schreibtechniken – oder auch durch ganz andere Dinge wie eben Meditation, Energiearbeit, Mentaltraining.
Es bleibt spannend. Und wunderschön.
Tipp:
Wenn Du in die Freuden des autobiographischen Schreibens eintauchen und Dich selbst (auch) neu sehen willst, empfehle ich Dir den Kurs „Papierflugreise zu mir selbst“, live online von 13.-14. Mai und ganz live (und genüsslich) in Vorarlberg, von 8. bis 11. Juni.
Wenn Du derzeit stark am Präsent-Sein interessiert bist und Deine Zukunft neu kreativ ausrichten willst, könnte der Kurs „Durch und durch – intuitives Schreiben und Zeichnen“ perfekt für Dich sein. Mittwoch Abends auf Zoom, von 3. Mai bis 21. Juni. (Infos hier)
Comments
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greta
Du kannst (Dir und anderen) Deine Geschichte auch anders erzählen ! Die Wahrheit kennt eh niemand :-) und für das Gehirn ist eine erfundene Geschichte (fast) dasselbe wie eine tatsächliche erlebte Szene. Mit jedem Erinnern verändern wir die Geschichten - und wenn wir sie dann noch anderen erzählen (re-membering) haben wir Zeugen dafür (was bei Traumata wichtig ist) Und nur, was wir (möglicherweise in Fragmenten) erinnert haben, können wir auch (in anderer Form, als Ganzes) wieder vergessen. Sehr empfehlenswert sind die Bücher von Michael White über die Narrative Therapie !
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Alexandra Cordes-Guth
Liebe Barbara, beim Lesen deines Beitrages hatte ich viele Glücksgefühle, die durch meinen Körper gekrabbelt sind und ich bin dir sehr dankbar für deine Ausführungen. Ich schreibe viel und gebe selbst auch Kurse für intuitives Schreiben. Habe es auch im Rahmen von Therapien eingesetzt. Viele Fragen, die mir durch den Kopf gegangen sind, hast du mir beantwortet. Viele Dinge in Worte gefasst, für die ich keine hatte. Die liebevolle Kraft des Schreibens wird hier so verständlich und sichtbar. Und ich habe auch schon die Erfahrung machen dürfen, wie gut es tut, in diese Erinnerungen einzutauchen und den Anteilen, die irgendwo in meinen verschlossenen inneren Räumen sitzen eine Stimme zu geben. Und gemeinsam mit ihnen meine Geschichte neu zu schreiben. Denn ich bin zutiefst überzeugt, dass das möglich ist, weil wir so unglaublich resiliente und wunderbare Wesen sind. Und du bist auch ganz wunderbar, weil du das Schreiben mit so viel Herz und Humor in die Welt bringst. Ich kann leider in St. Arbogast nicht dabei sein. Da bin ich im Urlaub. Sonst hätte ich mich gleich angemeldet. Vielleicht klappt es mit dem Online Angebot. Hab von ganzem Herzen Dank! Ich werde diesen Beitrag auf jeden Fall teilen, da steckt so viel Wertvolles drin. Herzliche Grüße aus Ravensburg - Alexandra
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Margit
„Man will von den Eltern keine Erklärungen hören. Man will wissen, wie sie sich gefühlt haben, als sie uns verletzt haben. Wenn man ihren Kampf versteht, versteht man seinen eigenen Kampf“, hat Joe Dispenza mal gesagt. Aus Liebe zu den Kindern und Enkeln schreiben und Familienmuster unterbrechen - auch ein interessanter Aspekt.
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Martina
Liebe Barbara, gerade nehme ich an einem 12 tägigen Kurs bei Dr. Joe Dispenza teil und kam ins Zweifeln, ob das Schreiben über mein Leben vielleicht doch kontraproduktiv ist. Ich finde es so beruhigend, dass auch Du Dich mit Dr. Dispenza beschäftigst und ihn hier an dieser Stelle aufgreifst. Immer war ich davon überzeugt, dass die Beschäftigung mit der Vergangenheit uns die Möglichkeit gibt, mit ihr in Frieden abzuschließen, um uns mit Freude der Gegenwart oder dem Neuen zuzuwenden. Danke für Deinen Beitrag:)
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Petra
Liebe Barbara, danke für deine Ausführungen. Ich kann das alles fühlen, weil ich das alles tief in mir weiß und lebe. Und ich kann nur ermutigen an der Papierflugreise teilzunehmen, weil es im Schreiben möglich ist Schätze zu bergen, die unsagbar bereichernd sind. Schätze, die uns tragen, umarmen und uns neue Welten erschließen. Mein Lieblingspart in deinen Ausführungen ist: Verena Kast („Was wirklich zählt, ist das gelebte Leben“) schreibt über die Ziele der Lebensrückblicks-Therapie: Noch einmal auf das vergangene Leben schauen und „Ausreißer“ finden. Jene kleinen Ereignisse, die nicht der Geschichte entsprechen, die wir uns ständig über uns und unser Leben erzählen. Blitzlichter finden, bei denen wir „anders“ waren – glücklich, geborgen, stolz, eigenmächtig. Ich glaube, darin liegt ein tiefer Friede, im Glücklich-Geborgen-Stolz-Eigenmächtig-SEIN. Viel Freude euch allen. Fliegt los! Nur Mut!
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Brigitte Berger
Liebe Barbara! Deine Ausführungen gingen genau auf meine Fragen ein, die ich in Bezug auf biographisches Schreiben hatte. ich meditiere seit 3 Jahren mit Dr. Joe und habe ihn in Basel in einem Live-Retreat erlebt. ich war mit einer Freundin dort, in der Hoffnung deren zunehmende Erblindung könnte gestoppt werden oder sie könnte gar ihr Augenlicht wieder vollständig gewinnen. Dem war leider nicht. Dennoch: Wir beide meditieren weiter, weil uns die Meditation für die Gegenwart und die Zukunft öffnet. - Gleichwohl sind wir immer auch gewordene Wesen, sind wir, woran wir uns erinnern. Wie passt das zusammen? Ich glaube, je mehr und je fühliger wir uns erinnern, desto mehr können wir uns entscheiden, was und wer wir heute sein, wofür wir uns entscheiden wollen. Wir lassen nicht länger zu, dass die Schatten unserer Vergangenheit uns unbewusst treiben und steuern. Wir bestimmen dankbar den Kurs.. Insofern passt das Biographisches Schreiben bestens in die Bewusstwerdung. Liebe Grüße an Alle! Brigitte
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Anita
Liebe Barbara! Wie tröstlich für mich zu lesen, dass auch andere Menschen Probleme mit Erinnern haben. Ich schreibe so gern und möchte für meine Enkelkinder einiges aus meiner Lebensgeschichte niederschreiben - doch es fehlen ganze Jahre und wesentliche Erlebnisse in meinem Kopf. Gerne hätte ich am genannten Kurs teilgenommen, geht sich allerdings zeitlich nicht aus. Hast Du nicht auch etwas von einem großen Online-Kurs geschrieben? Ich lese einfach weiter mit und bestimmt wird es auch für mich einmal zeitlich möglich sein, an einem Schreibseminar mit Dir teilzunehmen. Alles Liebe, Anita
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anita.gellner@gmail.com
Liebe Barbara, der Musenkuss mit dir hat mir den letzten Schubs gegeben, um mein kleines biographisches Büchlein für meine Enkelin zu vollenden. Ich habe meine ersten 10 Lebensjahre näher durchleuchtet, weil eben meine Enkelin demnächst ihren 10. Geburtstag hat- so fand ich das passend. Da ich mich sehr gut an meine Kindheit und viele Ereignisse daraus erinnern kann, war das Schreiben sehr beglückend für mich. Als ich fertig war, geschah etwas Merkwürdiges: plötzlich hatte ich das Gefühl, meine Kindheit aus einem großen und weiten Abstand endlich sehen zu können. Wie ein kleiner Film lag alles vor mir, so als ob er gar nichts mehr mit mir zu tun hätte. Da ich schon viele Seminare bezüglich der Aufarbeitung Kindheit , Pubertät etc. gemacht habe und auch regelmäßig meditiere, war das noch einmal ein ganz besonderes Gefühl, was sich jetzt einstellte. Die Kindheit lag vor mir- wohl ausgebreitet- aber sie betrifft mich nicht mehr, wie wenn sie sich aufgelöst hätte. So- denke ich- verhält es sich oft mit dem biographischen Schreiben- es hilft uns selbst, Bilder, Ereignisse der Vergangenheit zu beleuchten und sie dann loszulassen. Ist doch eine tolle Möglichkeit, Abstand zur Vergangenheit zu bekommen und sich mehr und mehr dem Jetzt anzuvertrauen! Ich bin dankbar, dass du mich auf die "Spur" des biographischen Schreibens gebracht hast und freue mich auf weitere schöne Impulse und Kurse! Bis bald! Herzlich Anita Gellner
waltraud
Liebe Barbara, Danke für Deine einfühlsamen Worte aber ich möchte meine Erinnerungen nicht niederschreiben.Mit zunehmenden Alter sind sie leider sowieso immer präsent und es gibt dann auch keine Zukunft mehr. lg