Mein perfekter Tag

Diese Geschichte war ein Auftragswerk für den Pink Ribbon Kalender 2010. Ich liebe es, Aufträge zu bekommen. Wie würde es Dir gehen, wenn Du gebeten würdest: Schreib einen Text mit dem Titel „Mein perfekter Tag?“ Hundert Ideen? Oder Leere im Kopf? Falls da nichts kommt, kann ich helfen. Und falls zu viel kommt, auch. Auf jeden Fall sorge ich dafür, dass Du losschreibst, mutig, ohne falsches Zögern und mit einem Lächeln auf den Lippen. Versprochen.

Mein perfekter Tag                                        

Der Wecker läutet. Mein perfekter Tag ist ganz aus dem Häuschen – es ist so weit, er darf beginnen. Er kitzelt mich an der Nase, wie jeden Morgen. Ich begrüße ihn mit der Frage, die er am liebsten mag. „Was brauchst du, lieber perfekter Tag, damit du gut gelingst?“

Aufgeregt hüpft er im Bett auf und ab. Sonnenschein wäre schön, dann kann ich dich nämlich nachmittags auf ein Eis einladen – Regen ist aber auch in Ordnung, dann könnten wir es uns gemütlich machen, bei einer Tasse Tee und einem Buch, das wollten wir doch schon lange.

Ich öffne den Vorhang, der Himmel lächelt uns blau und freundlich zu. Mein perfekter Tag und ich winken durchs Fenster und summen dabei einen Frühlingskanon. „Was wollen wir heute anziehen, perfekter Tag?“ Er zuckt mit den Schultern. Such du aus, wonach dir gerade ist. Darin sind wir immer am schönsten.

Ich hole eine weite Hose aus dem Schrank. Oh, ja, das heißt, heute können wir ausgiebig Mittag essen! Mein perfekter Tag ist ganz in seinem Element. Als er kurz wegschaut, ziehe ich doch schnell die schöne Bluse und den engen Rock an – er passt mir seit ein paar Tagen wieder.

Sag bloß, ruft mein perfekter Tag aufgeregt, als er mich so sieht. Heißt das, wir unternehmen heute etwas Besonderes?„Was immer du willst, perfekter Tag. Mit dir ist es immer besonders.“ Bei einer Tasse Kaffee (für mich mit Zucker, für meinen perfekten Tag mit Milchschaum, den mag er gar so gerne) überlegen wir, wie es weitergeht. Ich überlasse es ihm, er hat immer die besten Ideen.

Heute hätte ich Lust, mal wieder schnell zu vergehen, meint er, und zwinkert verschmitzt. Du weißt schon, wenn ich schnell vergehe, erledigen sich dabei immer so viele wichtige Sachen, und wir kommen so viel herum und treffen so viele Menschen. Er weiß genau, was er da sagt. Er weiß, dass er dann den Abend vor dem Fernseher verbringen darf, ganz ohne schlechtes Gewissen, und dass er dabei mit etwas Glück sogar Popcorn bekommt. Ich habe nichts dagegen, Popcorn mag ich auch.

„Kann es losgehen, perfekter Tag?“ Klar, mach schon mal die Tür auf, murmelt er und unterdrückt ein Kichern. Ich hoffe, es stört dich nicht, dass ich ein paar Kumpels eingeladen habe, uns heute zu begleiten? Den Zufall, den Witz, die 10-Cent-Münze am Straßenrand, den plötzlichen Regenguss, das Lieblingslied im Radio und … schau selbst, sie stehen schon vor der Tür.

Er schafft es doch immer wieder, mich zu überraschen. Jubelnd falle ich meinem perfekten Tag um den Hals. Alles Gute zum Geburtstag, flüstert er. Na so etwas. Den hatte ich glatt vergessen.

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