In diesem Beitrag geht es um die Frage, wie man mit der Enttäuschung umgeht, wenn man sich mit seinem Buch oder Text an einen Verlag, einen Agenten oder an Leser wendet und einfach keine Antwort bekommt.
Wer will das lesen?
Viele von uns kennen das Problem, aus ihrer realen Erfahrung oder auch, noch häufiger, aus ihren Albträumen: Du hast etwas geschrieben. Du hast es jemandem zu lesen gegeben. Du freust dich auf Feedback. Aber die Antwort bleibt aus.
Egal, ob es sich um ein Manuskript oder Exposé handelt, das du an einen Verlag geschickt hast, oder um einen Text, den du deiner Freundin, deinem Ehepartner oder einer Bekannten gegeben hast: Der Schmerz ist derselbe. „Keine Antwort ist auch eine Antwort“? Da steckt etwas Wahres dahinter. Aber die Antwort lautet meistens nicht: Der Text ist schlecht (wie wir vermuten). Sondern sie lautet anders, je nach Buch und Projekt.
Ich möchte hier ein paar Einsichten und Erfahrungswerte teilen, die man erst sammelt, wenn man sich intensiv mit der Welt des Büchermachens beschäftigt.
Manche dieser Einsichten sind erfreulich und hilfreich.
Andere erst einmal schmerzhaft, weil weder Leser noch der Buchmarkt alles mit offenen Armen empfangen. Das kann Traumblasen platzen lassen, SchreibMenschen entmutigen und einen ohnmächtig bis wütend machen.
Schöne und die schmerzhafte Einsichten – haben sie Berührungspunkte? Ergänzen sie einander vielleicht?
Ich finde: ja. Deshalb erzähle ich Dir ja heute davon.
Der Ausgangspunkt ist meistens ein Schmerz.
Nämlich dieser: Man sucht um Förderung, Veröffentlichung oder Feedback an – und bekommt keine Antwort.
Beispiele: Eine meiner Kundinnen hat sich bei einer Jury für ein Projektstipendium für ihren biographischen Roman beworben. Mein Mann hat zwei Exposés an Verlage und auch an eine Agentin geschickt. Er hat eines seiner Bücher einem Freund zu lesen gegeben. In keinem der Fälle kam (auch nach Wochen bzw. Monaten) keine Antwort.
Ja, das tut weh.
Aus Sicht der Institutionen ist das zum Teil verständlich, weil sie halt sehr viel zugeschickt bekommen und ihre Zeit eigentlich für etwas anderes als das Beantworten der vielen Privat-Mails brauchen. Ich kenne einige Verleger und weiß, dass das keine billige Ausrede für Ignoranz ist, sondern wirklich ein Problem.
Trost und Auswege
Im Fall der Projektstipendiums-Kundin war es so:
Sie hat bei einem Jurymitglied einen Schreibworkshop belegt und ihn beim Zusammensein um Feedback gebeten. Er konnte zwar nichts über die Juryentscheidung sagen (bei diesem Projekt war er nicht eingebunden), aber er hat Feedback auf den Text gegeben. Und er hat ihm so gut gefallen, dass er ihn in seiner (recht bekannten) Literaturzeitschrift „kolik“ veröffentlicht hat.
Nachfragen geht natürlich auch immer.
Mein Mann hat der Agentin geschrieben, ob die Mail eh angekommen ist. Sie hat sehr freundlich geantwortet und um Zeit gebeten. Jetzt, nach langer Zeit, kam immer noch keine Antwort aufs Manuskript, aber immerhin ist der menschliche Kontakt da. Mails „out of the box“ können also mitunter das Muster des Schweigens durchbrechen.
Keine Antwort vom Buchverlag? Wie lautet eigentlich deine Frage?
Wenn wir Manuskripte an Verlage, Jurys oder Agentinnen schicken, meinen wir vielleicht, dass unsere Frage so lautet: Ist das, was ich geschrieben habe, gut genug?
In Wirklichkeit aber verstehen die Institutionen unsere Frage so:
Wollen Sie mein Buch fördern oder verkaufen?
Es geht ihnen nämlich nicht darum, uns toll zu finden. Sondern, verständlicherweise, denn sie sind ja Unternehmen: um Geld. Um Geschäfte.
Das ist wichtig, das müssen wir im Hinterkopf haben: Bei all diesen Institutionen geht es nicht um den geistigen Wert unseres Werks, nicht um Sympathie oder um den Wert unserer Erfahrungen. Es geht um den geschäftlichen, monetären Wert.
Hier geht es nicht einmal um die Qualität unseres Schreibens. Klar, wenn der Text schlecht geschrieben ist, wird ihn niemand annehmen. Aber auch wenn er ganz toll ist, ist das nur 5% der Miete. Verlags-Entscheidungen werden aus ganz anderen Gründen getroffen.
Ein Beispiel:
Ich habe mit meinem Verleger über ein Buchprojekt gesprochen, das ihm angetragen wurde. Es ist ein tolles (auch politisch interessantes) Thema, es ist eine einzigartige, unglaublich berührende Geschichte – und die Autorin schreibt echt gut. Trotzdem wird der Verlag das Buch nicht nehmen.
Warum?
Weil die Autorin (in einem anderen Verlag) vorher ein paar Bücher veröffentlicht hat, die auch schön und wertvoll sind, sich aber nicht gut genug verkauft haben (also „nur“ ein paar tausend bzw. hundert Stück pro Buch – für einen großen Verlag sind drei- bis vierstellige Verkäufe noch kein gutes Geschäft).
Verlage und Buchhändler haben Einsicht in die Verkaufszahlen von Autoren – und denken auf Basis dieser Zahlen: Warum sollte Buch Nummer sechs nun plötzlich zünden?
Fies?
Ja.
Sagt auch mein Verleger.
Aber er entscheidet das nicht, sondern er muss ein Projektansuchen an die Verkaufsabteilung des Verlags schicken, und die bewertet solche Zahlen mehr als alles andere.
Humpf.
Die gute Nachricht …
Die Bestseller-Autorin Nicole Graev Lipson erzählt in einem Podcast, dass sie einfach in starker, tiefer Verbindung mit Menschen ist, die sich für ihre Themen und ihre Weltsicht interessieren. Sie sagt extra dazu: Ich habe jetzt keinen Instagram-Kanal mit tausenden Followern. Nein, manchmal reichen wenige tiefe Kontakte und dann setzt sich das irgendwie fort.
(Ich habe nachgeschaut: Sie hat 2.379 Follower – und folgt selbst 1.508 Menschen, sie tut also auch selbst etwas für die Verbindungen).
Über 2.000 Follower – also doch so viel Netzwerkarbeit? 😳
Lass Dir von einer anderen Autorin erzählen, zu der ich nur „WOW“ sagen kann: Sie ist über 60. Sie hat immer schon gerne geschrieben, dann ein paar Jahre eine Schreibblockade gehabt – und plötzlich, sind ihr drei Bücher „passiert“. Eines davon ist ein Buch mit kurzen Texten und Bildern.
Eher nichts für einen klassischen Verlag.
Aber: Auch diese Autorin hat ein Publikum, das sie liebt und ihre Bücher kaufen wird. Auch sie ist vernetzt, und hier ist die Zahl vielleicht ermutigender: Sie hat 91 Follower auf Instagram. Selbst folgt sie aber 286 Menschen, und sie ist in ein paar Gruppen, die ihre Begeisterung (intuitives Malen) teilen.
Sie erzählt Menschen von ihren Büchern. Und da leuchtet etwas in ihr. Und die Menschen sagen: Sag mir, wenn das Buch fertig ist. Das will ich haben!
Weißt Du, was mir diese Autorin (über 60 – eine „BBT“ – Born Before Technology) erzählt hat?
„Mein Sohn hat gesagt: Mach dir eine Zielgruppenanalyse auf ChatGPT für dein Buch.“
Und was glaubst Du, was sie geantwortet hat?
So ein Blödsinn?
Nein!
Sie hat mir erzählt: „Na, das habe ich natürlich sofort gemacht – und es war genial. Ich hätte gar nicht gedacht, für wen mein Buch alles interessant sein könnte! Na, und jetzt red ich all diese Menschen an und es entstehen ganz tolle Gespräche.“
Quintessenz
Nutze alle Möglichkeiten, um Dir selbst über den Wert Deines Textes, Deines Buchs, Deiner Buchidee klarzuwerden. Rede mit Menschen, frag die KI, bitte Menschen, die sich auskennen, um Feedback. Hier wirst Du Antworten bekommen, die wichtiger sind als die frage: Lässt sich das im großen Stil verkaufen?
Und wenn jemand pauschal sagt, da fehlt halt noch etwas?
Hmmm … etwas in der Art ist meinem Mann kürzlich passiert, nämlich bei seinem zweiten Roman. Die Antwort kam von seiner Tochter und von mir und lautete: Da geht echt noch mehr.
Seine Tochter: Zu viel Lovie-Dummy, bitte mehr Probleme.
Ich: Bitte mehr Show, weniger Tell!
Ja, auch das gehört halt dazu: Kritik anhören, sickern lassen. Auch aufbegehren, sich wehren. Sie ernster nehmen, wenn sie von mehr als einem Menschen (dem Ehemensch) kommt. Und dann … probieren, ob es wirklich besser wird, wenn man ein paar Ratschläge beherzigt. Wird es besser? Lohnt es sich? Erst wollte ich es nicht wahrhaben, aber … ja, doch.
Noch ein paar Erfahrungswerte rund ums Bücher schreiben
Ich liste Dir jetzt noch ein paar Dinge auf, die mir begegnet sind:
💛 „Verlag“ ist toll. Selbstverlag ist anders – anders toll. Man ist nicht zweite Wahl, wenn man sein Buch selbst verlegt. Viele entscheiden sich mittlerweile bewusst für diesen Weg.
💛 Selbstverlag heißt heute nicht mehr: 1000 Bücher bestellen und dann mit 980 davon die Wohnung tapezieren (wie meine Freundin – die mit den Tränen – befürchtet). Sondern: Das Buch bei einer Online-Druckerei im ISBN-Service listen (zum Beispiel epubli) und wie bei einem Verlag Tantiemen bekommen.
💛 Der Wert eines Buchs besteht (meine Rechnung) zu 70% aus der Freude, die Du selbst beim Machen hast. Zu 25% aus dem Wert, den ihm Deine Lieblingsleser geben (also die, für die Du das Buch wirklich schreibst, manchmal sind das nur eine kleine Handvoll Menschen). Und dann vielleicht zu 5% aus der Anerkennung, die das Buch von „Institutionen“ bekommt.
💛 Ein Buch ist nicht der einzige Weg. Es gibt Projekte, die zum Beispiel in einem Blog oder Podcast besser aufgehoben sind. Auch so ein Projekt habe ich diese Woche kennengelernt – da sammelt eine Autorin Geschichten von anderen, rund um ein typisches Frauen-Thema. Sie bekommt viele Geschichten. Unsere Idee: Diese Geschichten zuerst in einem Blog veröffentlichen und dann aus den beliebtesten (oder einer bestimmten Auswahl) ein Buch machen, das man dann auch im Blog bewerben kann.
Eine andere Autorin hat zu einem Thema, das vor allem Unternehmer interessiert und für das sie Menschen interviewte, einen Podcast begonnen, statt ein Buch zu schreiben. Läuft super. Podcast-Plattformen gibt es inzwischen sehr günstig, meine (letrscast.fm) kostet nur 7€ im Monat.
So weit, so viel.
Du merkst es vielleicht: Ich könnte noch ewig weiterplaudern.
Fehlt nur noch der Hinweis: Auch das dickste Buch besteht letztlich aus einzelnen Szenen oder Geschichten. Man schreibt nicht „ein Buch“. Man schreibt eine Szene. Eine Geschichte. Und dann noch eine …
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