Schöner als Aufwärmen ist das Wecken von Lust
Wieder einmal: Eine Annäherung an das Losschreiben, falls es nicht geht
Oder: Was mir der Sport über das Schreiben beibringt
Es ist einer dieser Sonntage, zu denen das Wort „wunderbar“ passt. Meine Tochter verbringt dieses Wochenende bei ihrem Papa. Ich kann mir meine Zeit ganz frei einteilen, habe keine Außentermine. Heute bin ich so richtig gut aufgewacht, ich fühle mich munter und weiß: Ich habe ausreichend Zeit für alles, was ansteht. Mehr als ausreichend Zeit.
Ich könnte heute Sport machen, denke ich. Dafür habe ich nämlich nie Zeit, im Alltag. Heute ginge es endlich einmal. Ohne Problem.
Ideen für Übungen hätte ich genug. Ich habe mir im letzten Jahr vier Apps installiert, die Fitness mit einfachen Mitteln versprechen: Yoga, Dehnung, Tanz und Pilates. Auf den Werbevideos habe ich immer Frauen in meinem Alter gesehen, von meiner Statur. Man hörte sanfte Musik und sah ihren Fortschritt – Tag 1, Tag 7, Tag 20. Wow.
Ich wollte das auch. (Auf „Kaufen“ geklickt.)
Ich will das auch!
Also los.
Den heutigen Tag zum ersten machen. Das wäre doch was. Denn der erste Schritt ist ja der einzige, um den es geht. Eins, zwei, drei …
Hm.
Erst einmal noch einen Kaffee. Den brauche ich einfach. Zu meinem Kaffee gibt es immer ein Buch. Ein paar Zeilen lesen, dann zum Tagebuch greifen. Ein Ritual, das ich liebe.
Nach dem Schreiben fühle ich mich gesammelt, herzwarm. Das einzige Problem: Der Kaffee war vielleicht doch nicht so toll. Denn irgendwie schwappt er in meinem Bauch – und ich denke: Wenn ich jetzt Yoga mache, wird mir sicher schlecht. Überhaupt wird mir ja in der Früh immer schlecht, wenn ich Yoga mache. Der Kreislauf ist noch nicht so fit. Einmal, da habe ich bei dieser Übung … oh nein. Vielleicht dehnen? Naja, aber was, wenn mir mein Knie wieder so weh tut wie damals, das hat bei dieser einen Position so furchtbar gestochen. Lieber Pilates an der Wand. Aber … plötzlich spüre ich eine heftige Abneigung gegen das Schwitzen, das mich vielleicht erwartet. Meine Phantasie überschlägt sich: Es wird stinken. Die Haare werden ganz strähnig. Und schon wieder einen Teil in die Wäsche?
Tu das lieber nicht, sagt etwas in mir.
Und ich weiß nicht, warum ich ausgerechnet auf ihn immer höre.
Inzwischen ist es eh schon halb neun, sage ich mir. Eigentlich Zeit, den “echten“ Tag zu beginnen. Den mit den To-Dos, die mir eh so viel Freude machen. LieblingsLebenspost schreiben, zum Beispiel. Ein Seminar planen, später einen Vortrag anhören. Und abends? Weiß noch nicht (Sport eher nicht).
Kürzlich habe ich in einem Seminar eine Frau kennengelernt, die nach dem Tod ihres Mannes, mit 57, mit Sport angefangen hat. Heute, mit 60, sagt sie: Es ist unglaublich, wie gut es sich anfühlt, wenn plötzlich Kraft in den Körper kommt. Es ist ein anderes Lebensgefühl.
Da habe ich ja noch acht Jahre Zeit, denke ich.
Oder: Ich könnte der lieben Frau schreiben und sie um Tipps bitten.
Ja, ich glaube, das werde ich tun.
Falls du auch Tipps für mich hast: Gerne in die Kommentare. Ich steuere dafür meine Tipps bei, denn ich habe auch welche. Sie beziehen sich allerdings nicht auf Bewegung, sondern aufs Schreiben.
Diese Dynamik – Ich will ja so gern, aber ich mache es einfach nicht – gibt es ja nicht nur beim Sport. Ich höre sie sehr oft von Menschen, die von ihren Schreibträumen sprechen, es geht da um regelmäßige Tagebuchpraxis, um ein Buchprojekt oder um etwas anderes wie Dichten, Songwriting oder einen Artikel.
Ich würde so gern.
ich weiß, wie gut es mir täte.
Warum fange ich nicht endlich an?
Es gibt sehr viel, was ich Menschen darauf antworten kann. Psychologisches, Trickreiches, Lustiges. Am liebsten ist mir die Antwort, die in Seminaren am besten passt: Komm, mach es einfach, nur jetzt, nur ganz kurz. Und wir reden hinterher weiter. Wenn alle im Raum zum Stift greifen, ist es meistens gut möglich, einfach mitzumachen. Und hinterher sieht die Welt fast immer anders aus.
Der Mann am Sportfeld
Die Antwort, die ich heute umkreise, hat etwas mit meiner Dehnungs-App zu tun. Da habe ich wirklich noch keine einzige Übung gemacht. Aber ich habe mir ein paar Videos angesehen. Und bei einem dachte ich: Davon muss ich Euch erzählen.
Es war ein Aufwärm-Video. Ein ganz kleines, unspektakuläres. Es hat mich eigentlich erst einmal enttäuscht. Denn der Kurs war als „revolutionär“ ausgeschrieben. Man lerne eine „ganz spezielle Technik“, die Körperwunder wirken soll. Und dann steht da, im Aufwärm-Video, dieser Mann im Jogginganzug (nicht von Nike, eher Marke Fußballplatz), und macht nichts anderes als Gelenke zu kreisen. Weder achtsam noch mit einer speziellen Erklärung. Einfach schwupps, ein paar Mal die Schultern, die ausgestreckten Arme, den Kopf, das Becken, die Hüften, die Knie. Ganz locker.
In mir stritten zwei Meinungen.
Erstens: Na, das ist zu einfach, das bringt ja gar nichts.
Zweitens: So einfach, so kurz? Also … das könnte ich auch.
Ich habe trotzdem weiter Kaffee getrunken, bin nicht sofort zur Turnmatte gestürmt (wohin habe ich die eigentlich nochmal verräumt?).
Aber weißt du was? Später am Tag habe ich Musik aufgedreht und ein bisschen vor dem Spiegel getanzt. Und zwischendurch, während des Kochens, habe ich kurz meine Gelenke gekreist. Nicht systematisch, einfach irgendwie.
Und irgendwie … war danach etwas anders.
Meine Lust war angesprungen. Lust auf Bewegung. Lust auf Schnelligkeit, Ausdehnung. Wäre schwitzen wirklich so ein Problem?, fragte mich diese Lust. Nö, dachte ich plötzlich, wäre doch eigentlich schön.
Ich nenne so einen Wechsel: Aggregatzustand.
In Schreibkursen sage ich oft: Das Gefühl vor dem ersten geschriebenen Satz und nach diesem Satz ist ein anderer Aggregatzustand. Es ist ein vollkommen anderes Lebensgefühl. Nicht „ein bisschen anders“, sondern unvergleichbar.
Aus der Traumatherapie weiß ich, dass es dazu einen Fachbegriff gibt. Man nennt das „State“ oder auch „Ego-State“. Bei Trauma-Erfahrungen sind diese States sehr ausgeprägt und starr, man rutscht oder „kippt“ in einen Zustand, aus dem man schwer wieder herauskommt.
Ich glaube, dass wir alle (oder fast alle) dieses State-Prinzip kennen.
Es mag daran liegen, dass wir alle transgenerationale Traumata mit uns mitschleppen. Es kann aber auch sein, dass die innerpsychischen Dynamiken, die bei einer Trauma-Belastungsstörung chronifizieren und in extreme Ausformung gehen, im normalen Leben auch wirksam sind. Dann halt im Kleinen. Sie sind da, aber leichter zu überwinden.
Von einem State in den anderen wechseln.
In der Traumatherapie gibt es viele Ansätze dazu, wie man States entkommen – oder dafür sorgen kann, dass man erst gar nicht hineinkippt. Ein sehr spannendes Thema, auf das ich hier aber nicht näher eingehe.
Mir geht es um die kleinen Alltagszustände. Um das, was man den „inneren Schweinehund“ nennt (übrigens ein Wort, das ich gar nicht mag, weil ich denke, dass auch hinter diesem „Schweinehund“ eine komplexe Psyche steckt, die es zu würdigen gilt).
Egal, ob Traumatherapie oder Alltag: eines wissen wir sicher, auch aus Erfahrung: Was nicht hilft, ist grübeln.
Warum schreibe ich nicht endlich? Ach, mein Leben ist eben so voll. Ich müsste eigentlich mal ein Jahr frei haben. Würde mir ohnehin zustehen, nach der vielen Arbeit mit den Kindern. Aber meine Freundin, die schreibt doch auch und hat nicht frei. Es liegt also an mir. Ich bin zu faul. Ich kirege einfach nichts auf die Reihe. Vielleicht habe ich einfach noch nicht die richtige Anleitung gefunden? Mal schnell googeln. Nein, heute geht es sich eh nicht mehr aus …
Bestimmt kennst du diese Gedankenschleifen.
Komisch, dass wir es immer wieder mit ihnen versuchen, gell?
(Auch im Tagebuch kommen solche Texte oft vor. Es gehört zum Schönsten, was ich in meiner Arbeit erlebe, wenn Tagebuchschreiberinnen gute Alternativen zum Grübeln entdecken).
Ich kehre zurück zum Mann am Sportplatz.
Einfach etwas machen. Unelegant. Nicht „sophisticated“. Nicht einmal besonders bewusst oder achtsam. Kann es sein, dass darin ein Schlüssel liegt, den wir nutzen können?
Ich habe mir für Dich Gedanken gemacht und meine eigenen Erfahrungen in Häppchen sortiert. Was Du jetzt von mir bekommst, sind ein paar Ideen, wie sich das Kreisen der Gelenke auf das Schreiben übertragen lassen könnte.
Barbara im Jogginganzug.
Ich schlüpfe also jetzt in die Rolle des „Mannes am Sportplatz“.
Lies die nächsten Abschnitte so, wie ich das Gelenks-Video angeschaut habe. Gerne passiv, konsumierend.
Falls heute irgendwann eine spontane Lust auftaucht, zu irgendetwas mit einem Stift in der Hand, freue ich mich. Falls Du eine oder mehrere Ideen gleich aufgreifen und probieren willst, freue ich mich natürlich auch.
Zur Präzisierung dessen, was jetzt kommt: Ich nenne es nicht „Aufwärmen“. Aufwärmen heißt für mich: Etwas Zweckgebundenes tun, das nur die Vorstufe zum „Eigentlichen“ ist (siehe Sport). Aufwärmen zielt auf das ab, was man danach brauchen und gebrauchen wird – warme Muskeln, lockere Gelenke, elastische Sehnen. Es ist ein Vorbereiten der Maschine.
Mir geht es um etwas anderes. Nämlich: Um den Wechsel des „States“.
Mir geht es um die Frage: Was kann ich tun, damit ich plötzlich, wie zufällig und wie von selbst, echt Lust aufs Schreiben bekomme? Was kann ich tun, um in einen Zustand zu gelangen, in dem sich Schreiben ganz selbstverständlich, logisch und leicht anfühlt.
Wenn ich es nicht „Aufwärmen“ nenne, wie dann?
„Türen öffnen“. Das gefällt mir (und passt auch zu dem, was die Traumatherapie sagt).
Tür #1: Den Stift bewegen.
Bestimmt kennst Du die Wunderfrage aus der systemischen Therapie: Wenn Sie morgen aufwachen würden und Ihr Problem wäre verschwunden, woran würden Sie es als erstes merken? Hier wird oft auch gefragt: Wenn es ein Film wäre, was würde man sehen?
Wenn das Problem „Ich schreibe nicht“ gelöst wäre, würde man folgendes sehen: Ein Mensch lässt einen Stift über eine Tagebuchseite gleiten (oder über ein Blatt).
Also: Warum nicht genau das tun? Ist ja egal, wenn vorerst noch kein Inhalt kommt. Wenn das Losschreiben daran scheitert, dass das Tagebuch in der Schublade bleibt und wir gar keinen Lieblingsstift haben, den wir verwenden, könnte das ein Hebelpunkt sein.
Linien kritzeln.
Ein paar Worte schreiben.
Oder unleserlich schreiben – ohne überhaupt zu wissen, was da „steht“. (Hinterher kann man die paar Zeilen Gekritzel immer noch in „Reinschrift“ übersetzen und sich fragen: Was steht da eigentlich?
Tür #2: Bewegung
Dieser Tipp – von mir? Echt jetzt?
Ja. Denn weißt Du was? Meine Poesietherapie-Ausbildnerin hat immer gesagt: „Schreiben ist Bewegung auf kleinstem Raum“.
Schreiben bewegt. Und Schreiben entspringt der Bewegung (Denk an einen bewegten Tag voller Erlebnisse. Was gibt es da zu erzählen!). Der motorische Cortex ist ein Bereich unserer Großhirnrinde, der beim Bewegen – und auch beim Schreiben aktiv ist (vor allem beim Schreiben mit der Hand).
Wenn Du nicht ins Schreiben kommst, könnte es an einer allgemeinen Unterspannung liegen, die auch Deinen Ausdruck verstummen lässt. Andererseits: Wenn du dich körperlich aktivierst (leicht, beschwingt), kommt auch deine Sprache in Schwung. Der Bewegungs-Teil in unserem Hirn liegt gleich neben dem Sprachzentrum. Die beiden schubsen sich an.
Ich habe lange Zeit meine Seminartage gleich mit Schreibübungen oder Gesprächen begonnen. Immer öfter beginne ich mit Kreistanz oder leichter Bewegung. Die übliche Zeit vor dem leeren Blatt, in der die Teilnehmenden in die Luft schauen und grübeln, hat sich dadurch sichtbar verkürzt oder weitgehend in Luft aufgelöst.
(Bewegung in der Gruppe geht halt auch immer leichter. Ich empfehle: Radio aufdrehen und einfach ein bisschen schwingen. Das schaffe sogar ich. Manche Lieder bringen uns fast automatisch zum Bewegen, für mich ist es „Sex bomb“ von Tom Jones und „Macarena“ von Los del Rio – einfach das Tanz-Video aufdrehen und mitmachen, zur Not das Video auf 0,75fache Geschwindigkeit stellen).
Tür #3: Stimme
Schreiben ist nicht nur Bewegung, sondern auch Kommunikation.
Vertrauensvolle Kommunikation. Freies, offenes, aufrichtiges Gespräch.
Viele Menschen leiden unter einem Mangel an Gesprächssituationen dieser Art. Sie sind viel allein oder führen vor allem kurze, effiziente oder fachgebundene Gespräche. Die Sehnsucht zu schreiben ist zum Teil eine Sehnsucht nach Gesprächen der innigen Art. Wenn wir diese selten erleben, ist die Sehnsucht groß, aber wir sind ungeübt, entwöhnt. Der Anfang fällt schwer.
Mein niederschwelliger Zugang dazu ist: Gebrauche deine Stimme.
- Summe, während Du Dir Dein Gesicht massierst.
- Wärme dein Zwerchfell auf, indem Du p-t-k-p-t-k sagst.
- Mach einfache Stimmübungen aus dem Internet (hier und dann hier).
- Sprich laut mit dir selbst. Natürlich nett 😊
Auch diese Übungen mache ich oft in Seminaren, morgens oder nach der Mittagspause. Das Magische daran ist: Du kommst durch diese Übungen in einen Tonfall, der zu Innigkeit, Offenheit und Wärme passt. Dir Stimme stimmt sich also ein: Das führt auch zu einem warmen Tonfall im Tagebuch. Der innere Kritiker mit seiner scharfen Zunge setzt sich kaum mehr durch.
Tür #4: Duschen und Anziehen
Ich kann mich noch an eine Depressionszeit nach dem Tod meiner Familie erinnern, in der mir meine Therapeutin fünf Aufgaben für den Tag gegeben hat: aufstehen, duschen, anziehen (etwas anderes als den Pyjama), lüften und die Wohnungstür von außen zumachen (und sei es nur, um Semmeln zu holen). „Dann dürfen Sie von mir aus wieder ins Bett gehen“, hat sie gesagt. Komisch: das wollte ich dann gar nicht mehr (ich erinnere: State!).
Wenn wir im Pyjama am Sofa sitzen, sind wir vielleicht nicht in unserem „kommunikativen Ich“. (Manche schon, andere nicht). Wir können äußerlich in eine Gestalt (Version unser selbst) schlüpfen, die gerne kommuniziert. Das Innere folgt dann wahrscheinlich nach.
Ich zum Beispiel ziehe mich immer gut an und föhne mir meine Lieblingsfrisur, wenn ich Seminare plane oder Fachartikel schreibe. Ich schreibe und denke anders, wenn ich gut aussehe. Ich schreibe auch im Pyjama gern, aber da klingt es anders. Für manche Schreib-Arten muss ich auch bewusst in den Pyjama schlüpfen.
Wie ist das bei Dir? Willst Du es probieren – oder Dir bewusst machen, wie Dein äußerer Status Dein Schreiben beeinflusst?
Tür #5: Modelling
Vielleicht kennst Du den Effekt: Du hast ein Buch mit Schreib-Impulsen vor Dir, Du liest sie gerne, aber Du liest lieber weiter als selber zu schreiben.
Hab kein schlechtes Gewissen. Ich gebe Dir hier eine mögliche Begründung.
Wenn eine Autorin Dir einen Impuls gibt und Du ihn gleich ausführst, seid Ihr im Verhältnis „Lehrerin-Schülerin“. Sie sagt an, Du folgst. Dabei seid Ihr in Beziehung, aber „getrennt“, sie ist in einer ganz anderen Position als Du.
Ich kann in so einem „Verhältnis“ nicht gut schreiben.
Was ich brauche, ist in gewisser Weise eine Verschmelzung. Ich kann die Übungen einer Schreibpädagogin erst ausführen, wenn ich verstanden habe, wie sie tickt. Wenn ich ein bisschen „zu ihr werde“, kann ich auch so schreiben, wie sie es vorschlägt.
In Seminaren gelingt das leichter, da sich die Referentinnen da oft persönlich zeigen und von sich erzählen.
Ich selbst bemühe mich auch in meinen Schreibkursen (auch schriftlich und online) immer mehr darum, persönliche „Andockstellen“ zu bieten, die Dir vermitteln: Ich bin nicht auf einem Podest, sondern genau so eine wie Du. Wir erleben das zusammen.
Ich lese Schreib-Bücher immer ganz durch, bevor ich die erste Übung probiere.
Diese „erste Übung“ ist dann oft gar keine aus dem Buch, sondern eine, die ich mir – inspiriert vom Grund-Geist des Buchs – selbst ausdenke.
Mein Tipp: Schau Dir vor dem Schreiben ein Interview mit einer Autorin an, die Du liebst. Oder höre eine Podcast-Folge. Und dann schreib so, als würde sie mit Dir an einem Kaffeehaustisch sitzen und ihr wärt zu einem Schreib-Date verabredet: Jede schreibt 30 Minuten und dann lest Ihr Euch vor.
Tür #6: Ein Ort
Darüber habe ich schon an anderer Stelle geschrieben.
Hier nur ganz kurz, der Vollständigkeit halber: Sport geht leichter im Fitness- oder Yogastudio. Oder im Sportraum Deiner Siedlung. Und Schreiben geht manchmal auch besser an einem Lieblings-Schreibort: Im Kaffeehaus, in einem Co-Working-Space, sommers vielleicht im Park, an einen Baum gelehnt.
Nutze den Pawlow-Effekt. Du weißt schon: Dem Hund rinnt der Speichel, wenn das Glöckchen klingelt. Und Du bekommst Schreiblust, wenn Du Dir in Café X den Matcha Latte bestellst (oder – zu Hause – eine Kerze anzündest. Oder die Duftlampe aufdrehst, aus der es nach Zitrone riecht).
Tür #7: Kleine Happen und Schnittchen
Wenn die Sehnsucht nach dem Schreiben groß ist, dann sind es oft auch die Bilder, die wir uns vom Schreiben machen. Auch darüber habe ich schon einmal ausführlich geschrieben.
Wenn der Mann am Sportplatz Gelenke kreist und es „Aufwärmen“ nennt, denke ich gleich: Danach kommt noch ganz viel. Das überfordert mich.
Wenn ich mir sage: Ich lassen den jetzt mal kreisen, vielleicht mache ich ja mit oder kreise später ein bisschen, habe ich das Riesending „Bewegungseinheit“ auseinandergezupft und einfach ein kleines Häppchen auf meinen geistigen Teller gelegt. Den Rest ignoriere ich einfach – außer, es kommt die Lust. Aber mit der rechne ich nicht verpflichtend. Ich erlaube ihr, mich zu überraschen.
Wie klein kann dieses Häppchen sein?
- Kritzeln (siehe oben)
- Ein einziges Wort schreiben. Nicht mehr. Es ist genug.
- Einen Satz (meine Kollegin Susanne Niemeyer nennt das einen „Jetzt-Zeiler“).
- Fünf Minuten schreiben, mit Küchenuhr.
- Unsichtbar an die Wand schreiben, während ein Lieblingssong läuft.
Das Häppchen ist kein „Vorspiel“. Kein Aufwärmen fürs Eigentliche. Es ist genug.
Und wenn sich danach irgendeine Lust einstellt … heiße sie willkommen.
P.S.: Diese Lust ruft Dich vielleicht zu etwas anderem als zum Weiterschreiben. Auch gut. Schreiben muss nicht immer zum Schreiben führen. Im besten Fall führt das Schreiben zum Leben, zu Begegnungen, zu Aktivitäten, zum Genuss von Kunst, zu gesundem Verhalten und zu kreativem Elan auf allen Ebenen. So geben sich Leben und Schreiben die Hand, in einem guten Hin und Her.
Ich hoffe, dass meine Türen etwas in Dir öffnen – vielleicht eine Lust, vielleicht eigene Gedanken oder einfach die Idee davon, wie es sich anfühlen könnte, Schreiblust zu haben.
Teile Deine Gedanken gerne mit uns.
Und falls Du Dir einmal ausgiebige Schreibzeit schenken möchtest – eingeteilt in appetitliche Häppchen, mit viel Zeit zum Dranbleiben und Tief-Tauchen, dann gäbe es in 2 Wochen die Gelegenheit dazu:
Liebevolle Selbstzuwendung mit Stift und Papier
23.-26.11. – St. Virgil, Salzburg
Infos und Anmeldung hier.
Weitere Termine (such schon fürs nächste Jahr) findest Du in meinem Terminkalender.
Ich freue mich auf jede Schreib-Gelegenheit mit Dir!
Deine Barbara Pachl-Eberhart
Comments
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Andrea
Liebe Barbara, versuche mal Mini-Trampolin schwingen und springen zuhause. LHERZG Andrea
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christa
LIebe Barbara! Die Zeilen in deinem Blog haben mich heute bewegt! Ich kann vieles sehr gut nachempfinden. Danke von Herzen für deine "Türen"!! Zwei davon haben mich am Nachmittag in Bewegung gebracht. Ich habe mir meinen Lieblingsautor in Erinnerung gerufen und mich auch an einem meiner Lieblingsplätze begeben und ja, mein Schreiben ist in den Fluss gekommen. Es war sehr berührend und auch innerlich bewegend. In mir steigt auch immer wieder die Lust zum Schreiben, wenn ich unterschiedliche Papiere und Büchlein, ... sowie interessante Stifte, Federn oder Farben ausprobiere. Sie bringen meine Finger und Hände auf vielfältigste Art in Bewegung, es entsteht eine Begeisterung und immer wieder fließen dann Worte und Sätze und manchmal auch ganze Texte. Die Natur inspiriert mich ebenfalls und im Gehen auf der Wiese und durch den Wald oder auch im Waten durch eine Pfütze oder einen Blätterhaufen "melden sich" Impulse, die ich dann auch gleich aufschreibe (... da bin ich sozusagen im doppelten Sinn in Bewegung) Ich schätze sooo sehr, dass es dich gibt, gerade so wie du jetzt bist mit all deinen bereichernden Inspirationen zum Schreiben!! Danke! Ich freue mich schon auf ein "Wiederschreiben" mit dir und deiner Tür 5 :)) Christa
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Doris
Liebe Barbara, ich warte jedes Wochenende mit Freude auf deine Post. Diesmal war dein Aufwärmbericht ein sensationeller "AHA-ERINNERUNGS-EFFEKT" für mich. Ich arbeite seit 4 Jahren an schweren Schlafstörungen. Als ich jedoch über die Wandlung des Aggregatzustandes gelesen habe, leuchtete mein rosarote Erinnerungsspot auf. Ich erinnerte mich, wie ein wunderbar geplanter Schlaf selbst Gestalter werden kann. Früh genug habe ich für meine Wohlfühltemperatur im Raum gesorgt, Rosmarin aufs Nachtkasterl gelegt, ein gutes Buch dazu, den Wecker umgedreht. Mein kleiner Schritt zum entspannten Schlaf, war die Vorgabe :" Augen zu, Sternderl schauen und durchschlafen bis 5 Uhr in der Früh. So tun als ob es funktionieren würde!" Und was denkst du, "Es hat geklappt", mein Aufwärmen zum erholsamen Durchschlafen, wann immer ich möchte! Danke für dein wunderbares, meditatives Schreibglück. Doris
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Gertraud
Liebe Barbara, Gerne schließe ich mich dem geschriebenen von Christa und Doris an. Ich finde mit dem Wort von Doris: Schreibglück ist ganz viel ausgerückt ! So ist schreiben mit Dir und Deinen wunderbaren SchreibInspirationen beglückend, wohltuend ! Zum Thema Bewegung : Bei mir ist das so: ich wache auf, träume noch a’bissl vor mich hin und wie von selbst fangen meine Fuße mit ihrer auf und ab Bewegung an - dann kreisen - dann Füße schon mal auf der Matratze zurück und vor schleifen lassen … bis ich mich versehe geht das grad so weiter…. Abwechselnd Knie zum Bauch, dann schon mal mit Hilfe der Hände noch ein bisschen mehr, Füße in die Matratze drücken, Po anheben usw plötzlich ist mein ganzer Körper im Bewegung. So turne ich mich erst am Bettrand sitzend weiter stehend ,räkelnd, dehnend, schwingend, aus dem Bett. Mein Körper sagt mir immer schon die nächste Übung bevor ich anfange zu denken. So entsteht aus einer kleinen Bewegung auf einmal ganz viel große, wohlige Bewegung …. Ich gehe dann fröhlich in den Tag. ☀️ Probier‘s aus ! Danke daß es Dich gibt Gertraud 🌻
Johannes Marhenke
Liebe Barbara Danke für deinen Text. Ich war letzte Woche tatsächlich wieder einmal im Fitness Club!? Ein Tip, oder Wunsch, das Foto solltest Du auswechseln… Du hast soooo viel bessere! Alles Liebe Johannes 😘