Einlassen

Schönen Sonntag, Du lieber Mitmensch!

 

Zum heutigen Vor-dem-Muttertags-Sonntag möchte ich Dir (egal, ob Du Mutter, Tochter, Sohn, Neffin, Bruderschwester, Schwesterschwester, Katzenvater oder sonstwas bist) etwas ganz Schönes schenken. Und zwar: ein Wort.

 

Dieses Wort hat mich durch die letzte Woche begleitet. Eigentlich begleitet es mich schon länger, es ist mir, so könnte ich sagen, seit Wochen immer näher gekommen. Diese Woche nun hat es sich vorgestellt, mit seinem Namen. Es hat sich zu erkennen gegeben.

Nein, das Wort heißt nicht „Rumpelstilzchen“. Mit diesem Märchen bin ich schon länger durch, wiewohl es mich jahrelang beschäftigt hat. War ich doch auch so eine, die dachte, aus jedem Strohhalm Gold spinnen zu müssen. Eine, die das Gefühl hatte, dass es nie reicht, was sie tut. Getrieben von inneren Stimmen, die immer nur sagten: Hier ist der nächste Raum. Spinne weiter!

So geht es mir heute nicht mehr. Gott sei Dank. Jahre der Therapie und viele Lebenserfahrungen haben gefruchtet. Vielleicht hat das Wort, das mir jetzt nahe ist, auch damit etwas zu tun. Ich sag Dir jetzt seinen Namen. Es heißt: einlassen.

 

Einlassen

Für Freund*innen der Grammatik: Es ist ein „transitives Verb“. Einlassen kann man vieles, zum Beispiel die Sonne, den Rauchfangkehrer, die Luft durchs Fenster, geladene Gäste. Mein Wort lässt jemand anderen ein. Es heißt nämlich genauer: sich einlassen. Also, in meinem Fall: mich.

 

Lass dich ein

Man sagt dieses Wort oft schnell dahin. „Lass Dich ein“. „Ich lasse mich (auf etwas) ein.“ Weißt Du, wie es sich anfühlt, wenn Du Dich auf etwas einlässt? Worauf hast Du Dich zuletzt eingelassen, so wirklich, so ganz? Hat es gekribbelt? Dein Herz warm gemacht? Deinen Bauch zum Blubbern gebracht?

Worauf ich mich derzeit wirklich einlasse: Auf das Meditieren (davon habe ich ja schon erzählt). Und auf einen Schreibkurs, der „Herztraining“ heißt und in dem es um fühlendes Schreiben geht. Auf das Gießen meines Rasens lasse ich mich auch ein. Derzeit nicht nur nebenbei, sondern richtig. Ich habe frische Samen gesät und wünsche mir so, dass sie aufgehen.

Letzten Mittwoch (im Kurs „Durch und durch“) durfte ich bezeugen, wie sich fast achtzig Frauen (und ein Mann) auf das Zeichnen eines neurographischen Bildes eingelassen haben. Ich selbst konnte mich da nicht ganz einlassen, weil das Zeichnen und meine Tochter meine Aufmerksamkeit wollten.

Diese geteilte, zu teilende Aufmerksamkeit ist ja eher der Normalfall, im Alltag – oft im ganzen Leben. Sich einlassen zu können, das ist eine Gnade. Oder vielmehr eine Errungenschaft, ein Sieg – ein Geschenk, das man sich nur selbst machen kann. Ein sehr großes Geschenk, das auch etwas kostet.  Es kostet den Satz „Ich mach das schon“. Den Satz „Ja, das kann ich auch noch“. Es kostet die Idee, dass es eh reicht, nur halb bei der Sache zu sein. Es kostet vielleicht manche Träume und viele Ideen. Weil man, wenn man sich einlässt, halt langsamer wird. Zumindest erst einmal, optisch.

Wie das wirklich ist mit der Zeit und den Träumen, das werde ich weiter beobachten. Ich habe da so eine Vermutung: dass die Zeit sich verändert, wen man eingelassener lebt. Dass sie mehr Raum für Zufälle freigibt. Dass Dinge anders wahr werden, manchmal ganz schnell. Und dass beim Einlassen Energie frei wird, die vieles ganz leicht machen, was vorher, im Reich der versuchten Gleichzeitigkeit, sehr schwerkräftig war.

 

Mich einlassen, das ist nicht nur ein Wort, sondern auch ein Bild.

Ein häufiges Problem mit Sprachbildern, die man häufig verwendet: sie sind abgenutzt. Man kennt das Wort, die Wendung schon so gut, dass man das Bild nicht mehr spürt. „Sonne im Herzen“ zum Beispiel. Wie toll hat der Mensch, der diese Wendung zum ersten Mal gesagt hat, sich wohl gefühlt? Er hat sie damals – Wow! – sicher gespürt, strahlend, pulsierend, in hellfroher Brust.

„Sich einlassen“ ist auch so ein Bild, das zum Sprachklischee wurde. Und es hat noch eine Tücke, denn schon in der Wendung selbst gibt es eine Zwiespältigkeit: Man sagt „sich auf etwas einlassen“. Was ist denn nun wichtig, in diesem Satz? Man selbst oder das andere, auf das man sich einlässt? Mich oder das Kochen? Mich oder den Rasen? Wen lasse ich denn jetzt ein?

Ich spiele in Gedanken mit diesem Bild. Ich stelle mir das andere, das Kochen, den Rasen, als eine Art Kissen vor, auf dem ich sitze, um mich selbst einzulassen. So wie beim Meditieren.

Das klappt nicht ganz, wegen des Akkusativs. Leichter ginge es, wenn ich sagte: Ich lasse mich (selbst) auf dem Kochen ein. Ist aber falsch, kriegt den Rotstift. Lieber: Beim Gießen. Durch das Schreiben. Mit Hilfe einer Neurographik … lasse ich mich ein, in mich selbst.

Sprache ist toll.

Noch toller ist es, mit Sprache zu spielen.

Ich wünsche Dir, dass Du etwas findest, mit dem Du Dir gut die Tür in Dich selbst öffnen kannst. Sich eingelassen zu haben, fühlt sich so wunderschön an. Die Seele ist ewig, aber im Alltag oft flüchtig. Einmal eingelassen, bleibt sie nicht einfach. Sie saust davon, wird von Gedanken verdrängt. Sie will immer wieder eingeladen und eingelassen sein. Dafür schenkt sie uns jedes Mal wieder, unabnutzbar, das zauberhaft schöne Gefühl, dieses lösende Prickeln, wenn sie durch die Tür weht.

Ich habe vor ein paar Tagen ein Mantra gefunden, das mir beim Einlassen hilft. Es besteht aus drei Worten, die schenke ich Dir, zum Probieren.

Jetzt. Das. Da.

Diese Worte schenke ich Dir jetzt auch, quasi als Blattgrün rund um die große Blume zum Sonntag. Vielleicht macht Dir mein Blumenstrauß Freude. Vielleicht kannst Du meine Wortgabe brauchen, in Deinem Alltag – oder für etwas, auf das … nein: durch das und in dem Du Dich schon lange einmal einlassen wolltest.

Dabei frohes Fühlen und gute Zeit mit Dir selbst,
Deine Barbara 💛

 

P.S.:

Die nächsten Gelegenheiten, Dich schreibend ganz in Dein Herz einzulassen, sind bei mir der Kurs „Papierflugreise zu mir selbst“ am nächsten Wochenende (13.-14. Mai) und der Kurs „Ein Wochenende mit Dir“ von 26.-28. Mai.

Auch der Kurs „Durch und durch – intuitives Schreiben und Zeichnen “ ist nicht nur eine gute Gelegenheit, sondern auch eine intensive Übung im Sich-Einlassen. Aufmerksam, sanft und achtsam begleitet von unserer Kursleiterin Nadja Bobik, die Dir mit viel Erfahrung und hilfreichen Tipps über die Schwelle des Einlassens hilft. Dabei entstehen zauberhafte Werke aus Worten und Farben, die Dich überraschen werden.

Der Kurs hat am 3.5. begonnen, Du kannst aber noch einsteigen. Die Aufzeichnung der ersten Einheit steht im Kursbereich zur Verfügung – und wenn Du erst bei Einheit 2 einsteigst, ist es auch nicht schlimm. 8 Einheiten bis 21.6., Mittwoch Abend 19:00 bis 21:00. Zum Kurs

Comments

  • Regina

    Mich darauf einlassen, mich einzulassen - mir gefällt der spürbar feine Unterschied. Mir gefällt auch das Bild, mir eine Tür zuöffnen, als stehe ich auf beiden Seiten: Einmal davor und zugleich auch schon im noch unbekannten, fremden, neuen Raum zu dem ich mir innerlich - von innen - die Tür öffne. Bisher nannte ich das "Etwas riskieren - ausprobieren - einfach machen" und all das gehört zum Einlassen dazu. Dazu gehört auch, mich zuerst auf Etwas einzulassen, zu dem ich mich einlasse ... z.B. das Neurographische Schreiben. 😊 Es bleibt spannend - liebe Grüße Regina

  • Angela

    Danke liebe Barbara. Ich fang gleich an, mich auf die neue Woche einzulassen. Mit lieben Grüßen Angela

  • Andrea

    Liebe Barbara Unbewusst lässt man sich auf vieles im Alltag ein und man denkt nicht darüber nach. Mein Alltag wurde plötzlich unterbrochen und es passierten Situationen mit wunderbaren, fremden Menschen, auf die ich mich eingelassen habe und ich fühlte eine wunderbare Bereicherung im Herzen, besondere Kraft, die mir diese Menschen mit auf den Weg gegeben haben. Erst einige Wochen später habe ich begriffen, das ich mich ja eingelassen habe. Mein persönliches Fazit: Sich auf fremde Menschen einlassen ist eine besondere und wunderschöne Erfahrung für mich gewesen und macht mich heute noch immer im Herzen froh. Im Alltag möchte ich dies auch wieder erleben. Neurographik ist ein Versuch in diese Richtung :-) Ich freue mich auf das was kommt! Herzliche Grüße Andrea

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